Alfons Neumeier

Erster Bürgermeister der Gemeinde Salching

CSU feiert 70-jährigen Geburtstag

„Die CSU, die mein Leben ist“

Landkreis-CSU feierte 70-jährigen Geburtstag mit Festredner Wilfried Scharnagl

 

Festredner Wilfried Scharnagl: Ab und zu muss man auch unangenehme Dinge sagen dürfen. (Foto: Josef Bierl)

 

Straubing-Bogen. Dankbar rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts – im Großen und Ganzen hat sich die Landkreis-CSU bei ihrer Geburtstagsfeier an dem bekannten Zitat von Franz Josef Strauß orientiert, nur die Reihenfolge wurde geändert: Und so begann die Feier mit einem Gottesdienst, also „dem gläubigen Blick nach oben“, was Festredner Wilfried Scharnagl mehrmals positiv anmerkte. Dank des ehemaligen Wegbegleiters von Franz Josef Strauß hatte auch dieser ein wachsames Auge auf den Festakt.

Es war der 70. Geburtstag, den die Landkreis-CSU am Freitagabend in der Sporthalle in Salching feierte. „In einem gewollt kleinen Rahmen“, wie Kreisgeschäftsführer Norbert Schmid vor der Feierstunde erzählte. „Nur mit geladenen Gästen, langjährigen CSU-Mitgliedern und Funktionsträgern.“ Von der Straubinger Stadt-CSU nahm unter anderem Oberbürgermeister Markus Pannermayr daran teil – in echt und auf der Leinwand. Schmid hatte sich dazu entschieden, um die Grußreden kurz zu halten und möglichst viele Persönlichkeiten zu Wort kommen lassen zu können, Videobotschaften zu zeigen. Dass dies eine gute Idee war, zeigte das überraschte Raunen, als beim ersten Videoclip Ministerpräsident Horst Seehofer im wahrsten Sinn des Wortes „erschien“. „Ihr im Landkreis seid ein leuchtendes Beispiel für gute Lebensqualität.“ Anschließend erinnerte er an den „echten Hochschulstandort“ Straubing und wünschte der Landkreis-CSU „Glück auf und Gottes Segen“.

„Wertekompass stimmt“

Der Schambacher Ruhestandspfarrer Willibald Hirsch hatte die Papst-Enzyklika „Evangelii Gaudium“ in den Mittelpunkt seiner Predigt in der Salchinger Filialkirche Sankt Peter und Paul gestellt. Eine Reihenfolge, die den Festredner beeindruckte. „Der Wertekompass bei euch stimmt“, sagte Wilfried Scharnagl, ehemaliger Chefredakteur des Bayernkurier und Buchautor: „Erst der Herrgott, dann die Feier“. Er sei gerne hergekommen, da er viele der Landkreis-CSUler in guter Erinnerung habe. Sein Auftrag heute sei ein dreifacher: Er müsse die Mitglieder stärken, die Zweifler überzeugen, die Gegner – „aber davon werden keine im Saal sein“ – zum Nachdenken bringen.

Unterstützt wurde er dabei indirekt von seinem ehemaligen Weggefährten Franz Josef Strauß. „Ich werde an Strauß nicht nur einmal nicht vorbeigehen.“ Schließlich habe Strauß die CSU und auch das Land geprägt wie kein anderer. Und so spickte er seine Rede mit Strauß-Zitaten wie „Ich (Strauß, Anmerkung der Redaktion) bin der Vorsitzende des Vereins für deutliche Aussprache und Scharnagl ist mein Schriftführer.“ Die Rückgriffe auf Strauß-Zitate wurden von den CSUlern stets mit Applaus bedacht.

Die CSU sei eine echte Volkspartei. Dies zeige sich in der Zahl ihrer Delegierten. Sie habe etwa 1 100 Delegierte, darunter sind nur 150 hauptamtliche Politiker, die CDU dagegen habe 400 Delegierte, darunter fast nur hauptamtliche Politiker. Deshalb halte die CSU ihre Parteitage nicht unter der Woche, sondern ab Freitagmittag, wenn alle Zeit haben, ab. Neben dem christlichen Sittengesetz fühle sich die CSU besonders Bayern verpflichtet. Denn eines sei klar: Bevor der Bund kam, waren die Länder schon da. „Allerdings haben wir auch Deutschland im Bick.“ Scharnagl kritisierte, dass Bayern zu wenig mitreden darf, Berlin sei übergriffig und zentralistisch. Eine gute Gelegenheit, um auf sein Buch „Bayern kann es auch allein“ hinzuweisen. Mit dem Buchtitel sprach er vielen seiner Parteifreunde wohl ebenso aus dem Herzen wie mit seinem Satz „Die CSU, die mein Leben ist.“

Beim Bund dürfe die CSU zu weinig mitreden und Brüssel mische sich in alles ein, was die Europäische Union überhaupt nichts angehe. „Beispielsweise, was bei uns als Essig und Öl auf dem Tisch steht.“ Dem Applaus der CSUler folgte ein Schwenk in Richtung Erfolge. Bayerns Attraktivität trage die Handschrift der CSU. Scharnagl nannte hier sowohl die Politik als auch Fleiß und Tüchtigkeit. Positiv sei auch, dass die Union das Land Bayern geprägt hat, ohne dessen Gesicht zu zerstören. Inzwischen habe der Freistaat das höchste Durchschnittseinkommen und die wenigsten Hartz-IV-Empfänger. Deshalb sei es kein Wunder, dass hier die Menschen zufriedener und glücklicher sind. Das sähen auch die Menschen in den anderen Bundesländern. „Jeden Tag stimmen Tausende Menschen mit ihren Umzugswagen darüber ab.“ Ein größeres Kompliment könnten Bayern und die CSU-Politik nicht bekommen.

„Haifische im Becken“

Dass sein Rückblick unterm Strich aber nur in Sachen CSU-Politik dankbar war, der Blick auf die Schwesterpartei CDU eher undankbar ausfiel, lag hauptsächlich an „Merkels Flüchtlingspolitik“. Die Bundeskanzlerin habe am 5. September vergangenen Jahres die Grenzen gegen Recht und Gesetz aufgemacht. „Nun wissen wir nicht, wer hier ist und wer noch kommt.“ Dagegen folge die Flüchtlingspolitik der CSU dem Grundsatz: Jeder, der kommt, wird anständig behandelt, wer bleiben darf, wird integriert. „Wer kommt, muss sich an die Hausordnung – Grundgesetz und Verfassung – halten.“ Zum Thema gehörten aber auch Begrenzung und Rückführung der Flüchtlinge.

Die CSU werde dem „C“ in ihrem Namen gerecht, auch wenn unangenehme Dinge gesagt werden müssten. So koste beispielsweise ein minderjähriger Flüchtling monatlich 5 000 bis 6 000 Euro. „Wenn ich jetzt sage, dass sich vier bis fünf deutsche Rentner zusammensetzen müssen, um auf dieselbe Summe zu kommen, bin ich noch lange kein unchristlicher Schurke.“ Und so fiel Scharnagls Blick in die Zukunft im Hinblick auf mögliche Terroristen unter den Flüchtlingen nicht ganz so mutig aus, wie von Strauß einst gefordert. „Je größer der Teich ist, in dem Raubfische schwimmen können, desto mehr Raubfische werden drin schwimmen.“

Mutiger dann wieder der Blick in Richtung CSU. „Von der CSU lernen, heißt siegen lernen.“ Danach gab er noch ein letztes Strauß-Zitat mit auf den Weg: „Wenn einer an Bayern denkt, dann darf ihm füglich nur die CSU einfallen.“

Viele Zahlen und Namen

Beim dankbaren Rückblick auf die 70-jährige Geschichte des CSU-Kreisverbands durch den Kreisvorsitzenden Josef Zellmeier schwirrte wohl den meisten Zuhörern der Kopf wegen der vielen Zahlen, Namen und Gremien. Abschließend betonte Zellmeier, dass die CSU alle Krisen gemeistert habe. „Bayern steht an der Spitze Deutschlands.“ Als Beispiele für die Erfolge nannte er die schnelle Umsetzung beim Krippenbau und nicht zuletzt das Betreuungsgeld. Die CSU sei weltoffen und modern, stehe aber dennoch für konservative christliche Werte.

Abschließend zitierte Zellmeier den früheren Bayerischen Umweltminister Alfred Dick: „Kinder macht’s die Fenster zu, Vater und Mutter streiten“, und riet, weiterhin nach außen geschlossen aufzutreten. – usa–