Alfons Neumeier

Erster Bürgermeister der Gemeinde Salching

Bürgerdialog Energie

 

                       Bürgerdialog zum Energiekonzept Gemeinde Salching

 

 

Salching.(jb) „Wohin steuert die Gemeinde Salching in der Energieversorgung?“ Mit dieser Frage befasste sich Professor Dr.Michael Sterner von der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg, im Rahmen eines Bürgerdialogs, am Dienstagabend in der Mehrzweckhalle Salching. Bürgermeister Alfons Neumeier wies eingangs darauf hin, dass in den kommunalen Liegenschaften Salchings die Energiewende bereits begonnen habe. Als Beispiel nannte Neumeier das Projekt KEMS (Kommunales-Energiedaten-Monitoring-System), dem sich die Gemeinde Salching angeschlossen habe. Er hoffe, so der Bürgermeister, dass die Energiewende auch bei jedem einzelnen begonnen habe. Dafür seien oftmals nur geringe Investitionen notwendig. Im Zusammenhang mit der Erschließung der beiden neuen Baugebiete „Pfingstberg III“ und „Pieringer Weg“ haben Professor Dr.Sterner und sein Team in monatelanger wissenschaftlicher Forschungsarbeit ein Energiekonzept für die beiden Baugebiete erstellt, das nun bei einem Bürgerdialog der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll.

Vor rund 80 Zuhörern gab Dr.Sterner zuerst einen allgemeinen Überblick über die Energie und das Klima, wobei er der Dekarbonisierung (Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas) höchste Priorität einräumte, befasste sich dann mit der Energiewende in Bayern, wobei die Schließung der Atomlücke, mit 47 Prozent Kernenergie, die größte Aufgabe in der Stromwende bedeute. Folgende Optionen stehen dafür zur Verfügung: Strom aus heimischen Quellen selbst erzeugen, Strom über Stromtrassen importieren und gespeicherte Energie importieren und verstromen. Als technisches Potential biete sich Photovoltaik (beste Strahlungswerte und ausgereifte Technologie), die Windkraft (ausgereifte Technologie, geringe Lärmemission) an. „ Wir haben genügend heimische Ressourcen in Bayern.“ Das technische Potential in Bayern sei vielfach ausreichend für eine 100-prozentige Stromwende. Als Energiespeicher gebe es Hausbatteriesysteme, Wärmespeicher über Power-to-Heat und KWK (Kraft-Wärme-Kopplung). Das Konzept „Power to Gas“ (Energiespeicherung durch Koppelung von Strom- und Gasnetz) sei volkswirtschaftlich sinnvoll aber betriebswirtschaftlich derzeit nicht darstellbar. Am günstigsten sei Wind und Solar. Für den Einzelnen ergeben sich folgende Möglichkeiten die Energiewende zu unterstützen: Bei Wärme: dämmen, Heizungspumpe tauschen, hydraulischen Abgleich herbeiführen, Ökoheizung installieren; bei Strom, effiziente Geräte installieren, Ökostrom statt Atom- oder Kohlestrom einkaufen, Ökostrom produzieren; bei Verkehr: weniger unterwegs sein, Fahrgemeinschaften bilden, ÖPNV nutzen. Die Politik könne sich in Verbänden und Gemeinden für eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise einsetzen. Bei der Berechnung des Energiekonzepts für die neuen Baugebiete in Salching ist der Professor von einer Energieversorgung auf der Basis erneuerbarer Energien für 50 Grundstücke ausgegangen; ein Nahwärmenetz lohne sich erst ab 60 Häuser. Bezüglich der Fördermaßnahmen im Rahmen des 10000-Häuser-Programms des bayerischen Wirtschaftsministeriums, wurde ein KfW 55-Haus zugrunde gelegt. Hier betragen der Technik- Bonus und der Energieeffizient-Bonus jeweils 1000 bis 9000 Euro und der Energie-Bonus Bayern 1000 bis 18000 Euro. Der Referent ging auch auf den Strukturwandel bei Heizungsanlagen ein, in Verbindung mit den verschiedenen Ökostromvarianten wie Gastherme und Solarthermie, Biogas und Solarthermie, Luftwärmepumpe, Erd-Wärmepumpe mit Ökostrom, Pellets, Nachwärme-Pellets, Nachwärme-Blockheizkraftwerk. Dabei stellte sich heraus, dass die Variante Erdwärmepumpe und Pellets im Vergleich der Kosten und CO2-Emissionen die günstigste Lösung darstellt. Bei einer Heizungsoptimierung in Bestandsgebäuden sprach sich Dr.Sterner für einen Austausch der Heizungsumwälzpumpe sowie einen

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hydraulischen Abgleich des Heizungssystems aus und nannte dabei die Möglichkeit einer Förderung durch die Kommune.

Am Ende seiner Ausführungen machte Dr.Sterner deutlich, dass die Energiewende notwendig und gesellschaftlich gewollt sei; der Klimawandel und Ressourcenknappheit würden dazu drängen. Die Anforderungen an die Energieeffizienz würden immer größer. Bei einem Neubau sei eine ÖKO-Wärmepumpe, Pellets und Biogastherme der beste Kompromiss zwischen Ökologie und Ökonomie. Bei einer Altbausanierung sei eine Erdwärmepumpe, selbst bei heutigem Ölpreis, gleichauf wie der Tausch von Ölkessel und wesentlich ökologischer.

Vor dem Vortrag hatten die Interessenten Gelegenheit, sich im persönlichen Gespräch mit Experten über Themen wie Förderrichtlinien bei Haussanierung und Heizungsmodernisierung, Biomasse, Solarenergie und Photovoltaik sowie ESB-Wärme zu informieren.

 

Foto: Am Rednerpult Professor Dr.Michael Sterner bei seinem Vortrag, am Podium (von rechts) Bürgermeister Alfons Neumeier, sowie die Referenten Andreas Hofrichter, Fabian Eckert und Klaus Nagl von der OTH und Bernhard Reith ESB Wärme.